Die Vergütung im Finanzvertrieb wirkt oft undurchsichtig. Statt uns in diesem Artikel in Unternehmensstrukturen und Titeln zu verlieren, betrachten wir die tatsächlichen Tätigkeiten, für die Finanzberater vergütet werden.
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE _
Vergütung basiert auf den sechs Kernaufgaben Akquise, Beratung, Spezialisierung, Recruiting, Teamaufbau und Unternehmensaufbau
Verschiedene Vertriebswege bieten unterschiedliche Vergütungsschwerpunkte
Die Wahl des passenden Systems hängt von persönlichen Stärken und Zielen ab
Nachhaltige Vergütung erfordert Abstimmung zwischen Fähigkeiten und Anreizsystemen
1. Die Kernaufgaben und ihre Vergütung
Kundengewinnung (Akquise):
• Direkte Provisionen für erfolgreiche Neukundengewinnung • Zusätzliche Boni für ausgewählte Zielgruppen • In manchen Systemen durch zentrales Marketing ersetzt
Beratung und Betreuung:
• Bestandspflegeprovisionen für langfristige Kundenbeziehungen • Qualitätsboni für besonders gute Beratungsleistungen • Abschlussprovision für verkaufte Produkte
Spezialisierung:
• Höhere Provisionssätze in Expertengebieten (z. B. PKV, Gewerbe) • Zusatzvergütung für komplexe Beratungsfälle • Honorare für interne Schulungen und Wissenstransfer
Recruiting:
• Vergütung für erfolgreiche Vermittlung neuer Berater • Boni für strategische Personalgewinnung • Zusatzvergütung für langfristig erfolgreiche Vermittlungen
Teamaufbau und Ausbildung:
• Differenzprovisionen bei aktiver Teamführung • Vergütung für Coaching und Mentoring • Boni für erfolgreiche Entwicklung von Nachwuchsberatern
Unternehmensaufbau:
• Beteiligung am Gesamtumsatz für Infrastrukturaufbau • Vergütung für Risikoübernahme und Haftung • Erfolgsbeteiligung für strategische Entwicklung
Diese sechs Kernbereiche bilden das Fundament der Vergütung im Finanzvertrieb. Je nach Organisationsform werden einzelne Bereiche unterschiedlich stark gewichtet – die Grundstruktur bleibt jedoch bestehen. Entscheidend ist das Verständnis, dass jeder Bereich eigenständige Fähigkeiten erfordert und entsprechend honoriert wird.
2. Unterschiedliche Schwerpunkte der verschiedenen Vertriebswege
Strukturvertrieb:
Im Strukturvertrieb werden sowohl Kundengewinnung als auch Beratung durch entsprechende Provisionen honoriert. Zusätzlich bietet das Vergütungssystem klare Anreize für Recruiting und Teamaufbau. Die Entwicklung von Fachexpertise wird durch höhere Provisionsstufen gefördert. Je nach Organisation besteht die Möglichkeit, auch am Unternehmensaufbau zu partizipieren.
Konzern:
Konzerne vergüten vor allem erfolgreiche Beratung und fachliche Spezialisierung, weniger etwa die eigene Kundengewinnung. Die Vergütungsmodelle sind dabei klar strukturiert und an definierte Leistungsziele gekoppelt. Personalentwicklung und Recruiting werden nur begrenzt incentiviert, etwa durch einfache Empfehlungsprogramme. Die Beteiligung am Unternehmensaufbau ist üblicherweise bestimmten Positionen vorbehalten.
Makler:
In unabhängigen Maklerhäusern basiert die Vergütung hauptsächlich auf Beratungsqualität und Kundenbetreuung. Spezialisierungen werden durch entsprechende Provisionsstufen honoriert. Die Kundengewinnung erfolgt manchmal über zentrale Marketingabteilungen, wobei eigenständige Akquiseerfolge dann zusätzlich vergütet werden. Recruiting und Teamaufbau sind in den Vergütungsmodellen meist nicht vorgesehen.
3. Die richtige Wahl treffen
Die Vergütungsmodelle spiegeln die Wertevorstellungen der jeweiligen Organisationen wider. Für den eigenen Erfolg können dabei folgende Fragen eine entscheidende Rolle einnehmen:
I. Analysiere Deine Position
• Welche Tätigkeiten fallen mir leicht? • Wo erziele ich bereits heute die besten Erfolge? • Was macht mir langfristig Freude? • Welche Einkommensziele verfolge ich?
II. Bewerte Deine Möglichkeiten
• Welches Vergütungsmodell belohnt meine Stärken optimal? • Wo finde ich die beste Unterstützung für meine Ziele? • Welche Unternehmenskultur entspricht meinen Werten?
III. Gehe möglichst praxisnah vor
• Mit welchen erfahrenen Kollegen kann ich sprechen? • Wo kann ich einen ehrlichen und transparenten Einblick bekommen? • Welche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es für mich?
IV. Finale Entscheidung treffen
• Welche Option bietet mir die beste Perspektive? • Stimmen meine Erwartungen mit der Realität überein? • Wann und wie steige ich am besten um/ein?
Fazit
Die Vielfalt der Vergütungsmodelle im Finanzvertrieb bietet für jeden Beratertyp passende Möglichkeiten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im Verständnis der eigenen Stärken und deren Abstimmung mit dem gewählten Vergütungssystem. Wer seine Tätigkeiten bewusst auf seine Fähigkeiten und die entsprechenden Vergütungsanreize ausrichtet, kann nachhaltig sein volles Potenzial entfalten. Dabei gilt: Es gibt nicht das eine beste System – sondern nur das System, das am besten zu Deinen persönlichen Zielen und Fähigkeiten passt.
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