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Demografischer Wandel
Sinan Kayaalp @SYNERKI
17. Februar 2025
Der Verteilung der Generationen in der Finanzwelt verändert sich spürbar – und für Finanzberaterinnen und Finanzberater wächst die Bedeutung, sich auf neue Zielgruppen einzustellen. Im Fokus steht heute die Generation Z, also jene junge Menschen, die etwa zwischen 1997 und 2012 geboren sind und nun in Erwägung ziehen, erste Versicherungen abzuschließen, ihren Sparplan zu starten oder sich mit Geldanlagen zu beschäftigen und somit eine zunehmende Kaufkraft am Markt darstellen. Doch was macht diese Generation besonders? Welche Erwartungen bringt sie mit, und wie kann der Finanzsektor darauf reagieren?

In unserem dieswöchigen Newsletter beleuchten wir die Ansprüche der Generation Z, wie sie sich von traditionellen Kundengruppen unterscheiden und welche Chancen sich daraus für Finanzberater ergeben.
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE _
Gen Z erwartet digitale Tools und schnelle Reaktionszeiten
Nachhaltigkeit und Transparenz sind zentrale Entscheidungskriterien
Flexible und individuelle Beratungsprozesse werden vorausgesetzt
Interdisziplinäre Zusammenarbeit und digitale Kompetenzen werden zum Branchenstandard
1. Digital Natives unter sich: Wie sich Kommunikation verändert
Selbstverständlicher Umgang mit Technologie:
Die Generation Z ist mit Technologie groß geworden – soziale Medien, Onlinedienste und Smartphones prägen ihren Alltag. Diese technologische Selbstverständlichkeit führt zu hohen Erwartungen an digitale Tools in der Finanzberatung. Gedruckte Broschüren oder umständliche Terminvereinbarungen wirken unzeitgemäß. Stattdessen sucht die Gen Z nach effizienten und digitalen Lösungen. Die Informationsbeschaffung ist geprägt von Schnelligkeit und stetiger Verfügbarkeit. Wer hier als Finanzberater ineffiziente und oder veraltete Prozesse nutzt, riskiert, junge Kunden zu verlieren.
Interaktion in Echtzeit:
Für viele Vertreter der Generation Z sind schnelle Reaktionszeiten und ein moderner Kundenservice wichtiger als das persönliche Gespräch im klassischen Stil. Chatbots, Videokonferenzen oder Direktnachrichten per Messenger sind ihnen oft lieber als lange E-Mails und klassische Callcenter. Dabei ist das persönliche Gespräch jedoch nicht weniger wichtig geworden – Vertrauen entsteht hier bei komplexen Themen wie beispielsweise Altersvorsorge oder Investments vor allem auch in digitalen Räumen.

Die Kommunikation mit der Generation Z erfordert folglich digitale Tools, rapide Reaktionszeiten und eine zeitgemäße Herangehensweise. Finanzberater, die diese Erwartungen erfüllen, schaffen Vertrauen, signalisieren Professionalität und bauen somit nachhaltige Kundenbeziehungen auf.
2. Neue Wertvorstellungen: Nachhaltigkeit, Transparenz und Social Media
Fokus auf Nachhaltigkeit:
Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und globale Verantwortung sind zentrale Themen der Generation Z. Finanzprodukte müssen daher nicht nur ausschließlich attraktiv rentieren, sondern auch nachhaltig und fair strukturiert sein. Anbieter, die ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) ernst nehmen, haben beste Chancen, diese Zielgruppe zu überzeugen.
Transparenz als Voraussetzung:
Die Gen Z schätzt Offenheit: Kosten, Risiken und Produktdetails müssen klar kommuniziert werden. Sie informieren sich intensiver, vergleichen Angebote und legen Wert auf unabhängige Bewertungen – zum Beispiel auf Social-Media-Plattformen oder in Online-Foren. Fehlende Transparenz oder gar der Versuch, etwas zu verschleiern, stoßen schnell auf Ablehnung.
Social Media - Vertrauen durch persönliche Einblicke:
Die Generation Z orientiert sich stark an privaten Empfehlungen, Influencern und persönlichen Authentizitätsmerkmalen. Auch im Finanzbereich stehen Beratende, die ihre Themen verständlich aufbereiten und einen Einblick hinter die Kulissen gewähren, hoch im Kurs. Wer beispielsweise über LinkedIn, Instagram, TikTok oder YouTube kurze Erklärvideos oder Beiträge zu Finanzthemen erstellt, positioniert sich als moderner Ansprechpartner und genießt das Vertrauen dieser Zielgruppe.

Die Generation Z achtet auf Nachhaltigkeit, Transparenz und persönliche Authentizität. Finanzberater, die diese Werte in ihre Arbeit integrieren und Social Media für geschäftliche Zwecke nutzen, können langfristig überzeugen.
3. Beratungsprozess neu gedacht: Wie Finanzberater punkten können
Schnelle Terminvereinbarung und Online-Tools:
Während frühere Generationen sich mit einem Beratungstermin beim Versicherungsbüro oder einem Hausbesuch zufriedengaben, wünscht sich die Gen Z maximale Flexibilität. Onlinekalender, automatisierte Terminbuchungen und Videomeetings sind unverzichtbare Werkzeuge, um die Hürden für ein Erstgespräch zu senken. Kurze Feedback-Schleifen und zügige Nachbereitung gelten in dieser Generation als zusätzlich als unverzichtbar.
Individuelle Kundenreise statt Standardlösungen:
Die Generation Z braucht maßgeschneiderte Angebote, die sich flexibel an ihre schnelllebige Lebensrealität anpassen sei es durch Jobwechsel, Weiterbildungen oder Auslandsaufenthalte. Finanzberatende sollten deshalb frühzeitig signalisieren, dass sie individuelle Lösungen anbieten und flexibel auf Veränderungen reagieren können. Mit onlinebasierten Analysetools können Berater Lücken oder Optimierungen in der Vorsorgestruktur transparent aufzeigen und so gemeinsam mit dem Kunden ein maßgeschneidertes Konzept entwickeln.
Persönliche Haltung und Werte zeigen:
Weil die Generation Z Unternehmen zunehmend an ihren Werten misst, ist es sinnvoll, als Berater klar Position zu beziehen. Ob soziale Verantwortung, Umweltengagement, Corporate Social Responsibility oder gelebte inhaltliche Transparenz – wer das Thema Werte authentisch in sein Finanzberatungskonzept integriert, kann bei jungen Kunden punkten.
4. Herausforderungen und Chancen für den Finanzvertrieb
Bereitschaft neue Wege zu gehen:
Die finanziellen Bedürfnisse der Gen Z sind nur bedingt vergleichbar mit früheren Kundengenerationen: durch steigende Mieten, höhere Bildungsanforderungen und unsichere Arbeitsmarktprognosen treten ganz eigene Sorgen und Unsicherheiten in den Vordergrund. Gleichzeitig ist diese Zielgruppe sehr aufgeschlossen gegenüber digitalen Services, innovativen Versicherungsprodukten und flexiblen Sparplänen. Hier liegen große Potenziale: Wer die Lebensrealität dieser jungen Menschen ernst nimmt und sich mit den Themen der Generationen befasst, kann sich langfristig als vertrauensvoller Wegbegleiter etablieren.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit:
Finanzberater, die sich mit digitalen Agenturen, Marketingexpertinnen oder Social-Media-Spezialisten zusammentun, sprechen die Gen Z effektiver an. Das Marketing kann zielgerichtete Kampagnen auf Sozialen Netzwerken fahren, während der Vertrieb im Hintergrund die passenden Beratungsprozesse digitalisiert. Erfolgreiche Akquiseformate können zum Beispiel Live-Webinare und Workshops, automatisierte Recruiting-Kampagnen, oder informative Beiträge sein, in denen komplexe und relevante Finanzthemen kompakt und verständlich erklärt werden.
Fortlaufende Weiterbildung und Open Innovation:
Die schnellen Entwicklungen im digitalen Raum machen es nötig, dass auch erfahrene Profis sich kontinuierlich weiterbilden. Technische Neuerungen, Apps und Plattformen entstehen in immer kürzeren Abständen. Nur wer neugierig bleibt und offen für Neuerungen ist, wird sich am Markt langfristig einen Wettbewerbsvorteil aufbauen können. Doch Weiterbildung allein reicht nicht aus – das Konzept der Open Innovation bietet eine zusätzliche Chance, den eigenen Beratungsansatz zu optimieren. Durch die Zusammenarbeit mit externen Partnern wie FinTechs, Startups oder Dienstleistern und Kollegen aus dem eigenen Haus sowie versierten Kunden können Finanzberatende nicht nur wertvolle Impulse erhalten, sondern auch innovative Lösungen schneller in die Praxis umsetzen. Open Innovation ermöglicht eine neue Form der Kooperation, bei der Wissen geteilt und gemeinsam an neuen Ansätzen gearbeitet wird – sei es durch die Entwicklung digitaler Tools, die Integration von ESG-konformen Finanzprodukten oder die Schaffung eines personalisierten Kundenerlebnisses.

Die Generation Z bringt neue Herausforderungen mit sich, bietet aber auch enormes Potenzial für innovative Beratungsansätze. Flexibilität, interdisziplinäre Zusammenarbeit und regelmäßige Weiterbildung – ergänzt durch die Chancen von Open Innovation – sind die Schlüssel zum Erfolg. Wer externe Impulse und modernes Know-how integriert, kann nicht nur die Erwartungen einer digital-affinen Zielgruppe erfüllen, sondern sich auch langfristig als innovativer Partner im Markt etablieren.
Fazit
Die Generation Z bringt frischen Wind in den Finanzvertrieb und stellt bewährte Prinzipien auf den Prüfstand. Sie fordert digitale, flexible und transparente Services, ohne dabei klassische Werte wie Ehrlichkeit und Authentizität auszuschließen. Die Grundprinzipien guter Beratung bleiben bestehen - Ehrlichkeit, Authentizität und fachliche Kompetenz - müssen jedoch um moderne Tools, flexible Formate und nachhaltige Werthaltungen ergänzt werden.

Finanzberater, die frühzeitig in Wissen, Technik und Kommunikation investieren, können eine nachhaltige Kundenbindung aufbauen. Die Generation Z bietet nicht nur neue Herausforderungen, sondern auch die Möglichkeit, als innovativer Partner in einer sich wandelnden Finanzwelt zu glänzen.
Bist du bereit auf die Bedürfnisse der Generation Z einzugehen?
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